Modern denken, nachhaltig denken: Bioökonomie, grüner Wasserstoff und Forschungskompetenz

Jörn Sass und Andrew J. Cosentino von Algaecytes, Prof. Dr. Carola Griehl, Thomas Einsfelder und Ines Massih-Richter von der IMG

Nachhaltige Bioökonomie steht in Sachsen-Anhalt hoch im Kurs, mit seinen Erfolgsgeschichten ist das Land dafür prädestiniert, ein Leuchtturm für nachhaltige Wirtschaft zu sein. In diesem Zukunftsfeld übernimmt die IMG die Rolle des Vernetzers: Sie ist Partner des BioEconomy e.V. und unterstützt die jährliche Bioeconomy Conference, die zuletzt in der Nationalen Wissenschaftsakademie Leopoldina in Halle (Saale) stattfand. Mit verschiedenen Maßnahmen des Standortmarketings bringt die IMG das Thema außerdem voran und hat insbesondere Sachsen-Anhalt Alleinstellungsmerkmal – Algenforschung – auch im internationalen Rahmen kommunikativ begleitet.

Optimale Voraussetzungen für innovative Geschäftsfelder

„Mit der Bioökonomie erfindet sich Sachsen-Anhalt neu, denn dieser Zweig knüpft an unsere optimalen Gegebenheiten an.“

THOMAS EINSFELDER
IMG-Geschäftsführer

So sorgen Böden mit hohem Ertrag und großflächige Produktionsstrukturen für erneuerbare Rohstoffe oder erproben landwirtschaftliche Forschungseinrichtungen neue Bewirtschaftungsmethoden. Darüber hinaus entwickeln Unternehmen pflanzliche Medizinprodukte oder die Nahrungsmittel der Zukunft und stellen innovative Produkte her, die fossile Ressourcen ersetzten. In Leuna hat sich beispielsweise ein BioeconomyCluster entwickelt, das gemeinsam mit dem Fraunhofer-Zentrum für Chemisch-Biotechnologische Prozesse CBP einen BioEconomy Hub ins Leben gerufen hat. Das Technologie- und Dienstleistungszentrum wird junge Start-ups auf ihrem Weg von der Geschäftsidee zum marktreifen Produkt begleiten.

Der Chemiepark Leuna setzt auf nachhaltige Wertschöpfungsketten

Schon den Beginn der Wertschöpfungskette nachhaltig gestalten

2020 hat der finnische Konzern UPM entschieden, sich im Chemiepark Leuna niederzulassen. Das Unternehmen investiert 550 Millionen Euro in eine Bioraffinerie, in der aus nachhaltig erwirtschaftetem Holz jährlich 220.000 Tonnen Biochemikalien hergestellt werden sollen. Diese werden für Kunststoffe, Kosmetika, Waschmittel oder Gummi verwenden und ersetzen fossile Stoffe. Besonders die Nähe zur chemischen Industrie als Absatzmarkt, aber auch die Möglichkeit, grünen Strom zu beziehen, haben UPM bewogen, nach Sachsen-Anhalt zu gehen. Für die Firmen vor Ort ist dies eine Möglichkeit, ihre Produkte schon vom Beginn der Wertschöpfungskette an nachhaltig zu gestalten.

Grüner Wasserstoff als Schlüsseltechnologie

Ein wichtiger Baustein auf dem Weg zu einem nachhaltigen Standort ist daher die Zukunftstechnologie Grüner Wasserstoff, wie Dr. Christof Günther, Geschäftsführer der Infrastrukturgesellschaft InfraLeuna GmbH erklärt und auf die Linde GmbH verweist, die im Chemiepark ebenfalls investiert hat und ab Mitte des Jahres 3200 Tonnen Wasserstoff aus zertifiziertem Ökostrom produzieren will. Über die Landesgrenzen Mitteldeutschlands hinweg arbeiten die Partner des HYPOS-Konsortiums – Hydrogen Power Storage & Solutions East Germany – an den Schlüsseltechnologien zur Erzeugung und Speicherung von grünem Wasserstoff.

Wo Holz zu Kosmetik und Algen zu Turnschuhen werden

Ein Kompetenzzentrum auf Weltniveau ist die Hochschule Anhalt in Köthen, wo sich eine Arbeitsgruppe um die Biochemikerin Prof. Dr. Carola Griehl seit über 20 Jahren mit der biotechnologischen Forschung zu verschiedenen Algenarten beschäftigt.

„Wir wollen Wirkstoffe für die Ernährung, Medizin und die Kosmetik gewinnen und die Multitalente auch als nachwachsende Energieträger erschließen“

beschreibt die Algenexpertin ihre Ziele.

Die Produkte, die daraus gewonnen werden können, sind so vielfältig, dass sogar schon die ersten Turnschuhe aus Algen-Kunststoff auf dem Markt sind. Darüber hinaus vernetzen sich die Partner in der Region: Neben einem neu entstandenen Zentrum für Naturstoff basierte Therapeutika an der Hochschule kooperiert man sich mit der seit 2000 bestehenden Firma Roquette Klötze in der Altmark. Sie kultiviert in industriellen Photobioreaktoren vitaminreiche Chlorella-Microalgen, die in Form von Nahrungsergänzungsmitteln vertrieben werden.

Das Alleinstellungsmerkmal Algenforschung der Hochschule Anhalt hat bereits eine erste internationale Firma nach Dessau gelockt: Die britische AlgaeCytes Ltd. aus Kent. Dort soll die weltweit erste und größte Algen-Bioraffinerieanlage entstehen. Im Rahmen einer weltweiten Standortsuche hatte sich Dessau durchgesetzt, weil die Microalgen-Technologie dort ein wichtiger Teil der regionalen Innovationsstrategie ist und neben hervorragender Infrastruktur die Nähe zu R&D gewährleistet ist.

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