Von der Lithiumverarbeitung bis zur Fahrzeugprüfung

Weg von fossilen Treibstoffen, hin zur E-Mobilität: In Europa sind in den kommenden Jahren über 25 Batterie-Megafabriken mit einer Produktionskapazität von 800 Gigawattstunden jährlich geplant, darunter Unternehmen unweit von Sachsen-Anhalt wie CATL in Thüringen und Tesla in Brandenburg. Ein wichtiger Hotspot ist auch Sachsen-Anhalt selbst aufgrund seiner traditionell starken chemischen Industrie, den Forschungseinrichtungen und den Clustern im Chemiedreieck, aber auch, weil das Land das Thema ganz oben auf die Agenda gesetzt hat. Ziel der IMG ist daher, in der Fokusbranche möglichst alle Stationen der Wertschöpfungskette abzubilden und Unternehmen bei ihren Ansiedlungs- und Erweiterungsprojekten zu unterstützen.

Dr. Heinz Schimmelbusch, Vorstandsvorsitzender der AMG Advanced Metallurgical Group, Dr. Lydia Hüskens, Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, und Armin Schenk, Oberbürgermeister der Stadt Bitterfeld-Wolfen

AMG Lithium baut in Bitterfeld-Wolfen erste Lithiumhydroxid-Raffinerie Europas

Mit einem symbolischen Spatenstich im Mai 2022 hat AMG Lithium in Bitterfeld-Wolfen die Errichtung der ersten Raffinerie für Lithiumhydroxid in Batteriequalität innerhalb der EU gestartet. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 wird das Unternehmen die europäische Batterieindustrie mit dem kritischen Rohstoff versorgen und gleichzeitig auch einen wichtigen Teil für ein effizientes und wettbewerbsfähiges Lithium-Recycling aus verbrauchten Batterien bereitstellen.

Lithiumhydroxid wird zur Herstellung von Kathodenmaterialen verwendet, die wiederum in Zellen für Lithium-Ionen-Batterien verbaut werden. Die Jahreskapazität von 20.000 Tonnen leistet künftig einen entscheidenden Beitrag zur lokalen Versorgung der Batterieindustrie Europas.

Die im Bau befindliche Raffinerie stellt das erste von fünf geplanten Modulen am Standort in Bitterfeld-Wolfen dar, die rund 100,000 Tonnen Lithiumsalze produzierten können. Das Vorhaben hat eine Gesamtinvestitionssumme von 120 Millionen US-Dollar.

Speichersysteme für Gewerbekunden

Eine weitere Station der Wertschöpfungskette deckt das Unternehmen TESVOLT GmbH ab: 2014 in Wittenberg gegründet, entwickelt und produziert TESVOLT Lithium-Batteriespeichersysteme für Gewerbekunden. Mithilfe des IBG-Fonds, des Risikokapitalfonds des Landes, konnten 2017 die Fertigungslinien ausgebaut und die Technologien weiterentwickelt werden. Das innovative Speichersystem zeichnet sich durch einen neuen Sicherheitsstandard aus, bietet bis zu zehn Prozent mehr Gesamtwirkungsgrad als andere Speichersysteme und weist eine kalendarische Lebensdauer von 30 Jahren auf. Vor allem Gewerbekunden nutzen TESVOLT -Batterien zur Speicherung von selbst erzeugtem Strom oder im Rahmen von Off-Grid-Anwendungen. Der Markt dafür wächst weiterhin rasant.

Größtes unabhängiges
Prüffeld der Welt

FEV aus Sandersdorf-Brehna hingegen ist Sachsen-Anhalts Kompetenzzentrum für Entwicklung und Erprobung von Fahrzeugantrieben. Dazu gehören u.a. die Auslegung von Karosserie und Fahrwerk, innovative Lichtsysteme und Lösungen zum autonomen Fahren sowie Connectivity. FEV hat im Jahr 2020 ein hochmodernes Entwicklungs- und Testzentrums für Hochvoltbatterien für PKW und Nutzfahrzeuge am Standort Sandersdorf-Brehna in Betrieb genommen. Der 12.000 Quadratmeter große Komplex beinhaltet Einrichtungen zur elektrischen Prüfung von Modulen und kompletten Hochvoltbatterien. Er umfasst ein Prüfkammervolumen von ca. 600 m3, verteilt auf 54 Klimakammern mit einer elektrischen Leistung von 30.000 kW. Das neue Entwicklungszentrum verfügt damit über das bislang größte unabhängige Batterieprüffeld der Welt. Im Entwicklungszentrum hat FEV fast 100 neue Arbeitsplätze geschaffen und ist damit auf 350 Beschäftigte gewachsen.

„Fertigung von Elektrobatterien benötigt Spezialchemikalien und vor allem spezielles Know-how. Beides ist hier vorhanden, deshalb glaube ich daran, dass Sachsen-Anhalt für E-Batterien das werden kann, was Taiwan für die Chipherstellung ist.“

Götz Schüle
Senior Manager Chemie- und Kunststoffindustrie

Batterietechnik Wertschöpfungskette

Scroll to Top